Moin,
als die Beringung meines ersten Kükens anstand, bin ich tausend Tode gestorben. Die Prozedur hat mindestens 30 min gedauert und danach musste ich duschen gehen. Auch für das Küken eine Strapaze. Aber so ganz ohne Erfahrung will gut Ding seine Weile haben…
Zu Sinn und Zweck des Beringens siehe in der FAQ unter „Zuchtgenehmigung“. Du hast bei Nymphen grundsätzlich die Wahl zwischen offenen und geschlossenen Ringen. Beide gibt es nur mit Zuchtgenehmigung, das tut sich also nichts.
<b>Offene Ringe</b> bekommst du bei der Ringstelle des ZZF. Die Ringe kannst du solange benutzen, bis sie eben aufgebraucht sind. Offene Ringe werden geschlossen ausgeliefert. Man biegt sie auf, legt das Vogelbein hinein und schließt sie mit Hilfe einer Ringzange wieder. Bitte nicht mit einem anderen Werkzeug – die Gefahr, den Ring zu verbiegen und das Bein zu brechen wäre sehr groß. Auf jeden Fall ohne Vogel mit ein paar Ringen üben!!
Die Ringe haben eine Sollbruchstelle, d.h. wenn du sie wieder öffnest, sollten sie zerbrechen und somit keinem anderen Vogel aufgezogen werden können.
<b>Vorteile:</b> Offene Ringe sind die billigere Variante und sie können Vögel jedem Alters aufgezogen werden. Keine Panik also, wenn du den optimalen Zeitpunkt verpasst hast.
<b>Geschlossene Ringe</b> dagegen bekommst du ausschließlich über Züchterverbände (z.B. AZ, VZE). Sie sind mit einer Jahreszahl versehen, sodass du damit nachweisen kannst, in welchem Jahr der Vogel geschlüpft ist. Natürlich bedeutet dies aber auch, dass eben jedes Jahr neue Ringe bestellt werden müssen und alte nicht mehr weiter benutzt werden dürfen. Zu den teuren Ringen kommt dann noch der Mitgliederbeitrag hinzu, sodass es ziemlich teuer werden kann.
Die Ringe werden dem Küken über die Zehen gezogen (s. Fotos unten). Dazu ist es notwendig, den richtigen Zeitpunkt zu erwischen: Zu früh – der Ring rutscht wieder ab und geht in der Einstreu des Nistkastens verloren. Zu spät – der Ring passt nicht mehr richtig über den Fuß, Verletzungen oder ein unberingter Vogel (illegal!) könnten die Folge sein. Der Beringungszeitpunkt ist leider unterschiedlich und richtet sich nach der Entwicklung des Kükens statt nach dem Kalender. Ganz grob: 8-11 Tage.
<b>Vorteile:</b> Geschlossene Ringe bieten einen Altersnachweis und über den Verband auch die Möglichkeit, mit anderen Züchtern in Kontakt zu treten. Solltest du deine Vögel auf Ausstellungen bewerten lassen wollen, ist ein Ring des entsprechenden Verbands meist Voraussetzung.
Ich persönlich habe mich für offene Ringe entschlossen, die ich jedoch geschlossen aufziehe. Für meine paar Küken im Jahr komme ich ja kaum auf die Mindestbestellmengen – das wäre mir mit geschlossenen Ringen zu teuer. Auf der anderen Seite jedoch bin auch ich ein Mensch mit nur zwei Händen. Das gleichzeitige Handhaben von Küken, Ring und Zange überfordert meine Feinmotorik. 😉 Die Zange leigt also bereit, falls ich mal einen älteren Vogel beringen müssste, aber im Normalfall komme ich prima ohne sie aus.
<b>Das Aufziehen der Ringe</b>
Ich hoffe, mit meinen Bildern helfen zu können, deine Finger beim Beringen zu sortieren. Die ersten ein-zwei Mal wird dich das viel Schweiß kosten, aber schon beim Rest deines ersten Geleges wirst du routinierter sein, keine Bange. Auf welchen Fuß du den Ring ziehst, ist egal. Falls du Linkshänderin bist, empfehle ich dir also, alle Bilder und Anweisungen nach links zu übersetzen. (:
Frisch gewaschene Hände sind selbstverständlich. Und es wäre nett, wenn sie warm wären. Ansonsten brauchst du noch einen Ring und ggf. ein
Streichholz, das du zuvor abgeschrägt hast. Bitte darauf achten, dass es weder Splitter noch scharfe Kanten hat!
Ich halte das Küken in meiner linken Hand. Bitte nicht auf den Rücken drehen, denn das könnte die Luftsäcke verlegen und dadurch zu Panik beim Küken führen. Mit Daumen und einem Finger halte ich den Fuß so, dass die drei längsten Zehen nach vorn zeigen. Die vierte Zehe weist nach hinten. [align=center]<img src=“http://lehramtsreferendariat.de/voegel/beringen2.jpg“>[/align]
Der Ring wird über die ersten drei Zehen gezogen. [align=center]<img src=“http://lehramtsreferendariat.de/voegel/beringen3.jpg“>[/align]
(Leider unscharf, ich mache bei Zeiten mal ein neues Bild.) Der Ring wird nach hinten geschoben, soweit es geht. Das dicke Gelenk ist dir dann im Wege, und das ist auch gut so. Falls der Ring drüber passt, ist der Vogel noch zu klein.
Die vierte Zehe flutscht meist nicht von allein heraus, sondern bleibt im Ring stecken. Wie du hier aber schön sehen kannst, bildet sie eine kleine Schlaufe. An dieser kannst du vorsichtig zupfen oder aber du nimmst ein Streichholz zu Hilfe. Falls dein Küken doch schon einen Tag über den optimalen Zeitpunkt hinaus sein sollte, hilft ein Gleitmittel. Spucke ist wunderbar. :aetsch: [align=center]<img src=“http://lehramtsreferendariat.de/voegel/beringen4.jpg“>[/align]
Und so soll es aussehen, wenn du fertig bist. Das hat mich bei diesem Küken trotz des zusätzlichen Jonglierens mit der Kamera drei Minuten gekostet.