Ein typischer Tag im Leben meines Azubis

oder: wie schön ist es doch, wenn man im elterlichen Betrieb lernt

Zur Vorgeschichte: die meisten kennen ja die Zusammenhänge schon, Sohn lernt Kaufmann im Groß- und Außenhandel im elterlichen Betrieb, ich bin seine Ausbilderin.

kurz vorab:

Donnerstag, 13.11.:

Frage: Wie weit bist du mit deinen Berichten?

Antwort: *drucks herum*: ja, mir fehlen noch die letzten 3!

„Dann machst Du die mal schnell!“

Freitag, 14.11.:

Berichte sind noch nicht fertig….

Zwischendrin wird man mal schnell von Papi Pflanzen holen geschickt, von Mami hier- oder dorthin, man sortiert Büroklammern oder blättert im Katalog, überwiegend ist man aber eigentlich folgendes: nämlich nicht da!

Montag: 17.11.: Berufsschule und meine Entdeckung, daß die Berichte noch genauso auf dem Schreibtisch liegen, wie sie am Freitag abend verlassen wurden. *stocksauer*

Dienstag: 18.11.: (ich habe mitgeschrieben!)

Gekommen: 8.07 Uhr (Arbeitsbeginn: 8.00 Uhr)

8.10 Uhr Anschiss, weil die Berichte nicht fertig sind. Keine Antwort.

Abwesend: 8.25 – 9.07 Uhr (wohl mit Mami frühstücken)

ebenso: 9.52 -10.12 Uhr, 10.23 – 10.33 Uhr.

11.05 Uhr: Anschiss, weil Berichte immer noch nicht fertig, von 6 fehlen immer noch 3! Ausdrücklicher Hinweis, daß die Berichte nicht mehr während der Arbeitszeit geschrieben werden, sondern in der Freizeit.

11.07 – 11.37: Hilferuf von Mami, Sohn muß Papier und Kartons wegtragen, außerdem das Schloß der Bürotür reparieren.

11.38 – 11.45 Uhr abwesend,

11.50 Uhr Schwester zum Arzt gefahren und um 12.00 Uhr Mittag gemacht.

13.06 Uhr wieder aufgetaucht und gleich verkündet, daß man wieder weg muß, Medikamente für Schwester holen.

13.26 Uhr wieder da und bis 15.25 Uhr weiter das Schloß repariert, zwischendurch mal kurz abwesend 15.00 – 15.16 Uhr.

15.25 Uhr mit der Arbeit angefangen, die eigentlich schon Donnerstag abend fertig sein sollte.

17.00 Uhr Feierabend und nichts ist fertig!

Nicht, daß ihr jetzt glaubt, ich hätte nichts zu tun gehabt, aber ich wollte mir echt mal die Mühe machen und diesen Tagesablauf etwas zu dokumentieren. Das glaubt mir sonst kein Mensch!

Mir klingt noch der Satz von seinen Eltern in den Ohren „Es wird keine Ausnahme gemacht!“

So geht das nämlich jeden Tag. Mitsamt Unterstützung von Mami und Papi.

Was soll der lernen, wenn der nie da ist? Und die Zeit, die er anwesend ist, ist er geistig abwesend, schaut aus dem Fenster, sortiert Büroklammern, stellt den Klingelton von Telefon ein….

Für mich alles ein Witz, deshalb steht das auch in der Fun-Factory.

Nicht böse sein deswegen!

5 Antworten auf „Ein typischer Tag im Leben meines Azubis“

  1. Hi Gabi!

    Hab ich das richtig verstanden, daß die Eltern bevor Sohnemann mit der Ausbildung begann, zu Dir gesagt haben, daß bei ihm keine Ausnahme gemacht werden soll???

    Oh weia!! Kannst dann nicht mal mit den Eltern reden?? Einmal ist er ja reichlich oft von sich aus abwesend, aber wenn die Eltern ihn auch dauernd für ihren Schnickschnack abziehen…naja unmöglich! Da bleibt echt nichts über als es mit Humor zu nehmen!

    Viel Erfolg noch!

    Liebe Grüße, Anke

  2. Gabi, kannst du denn nicht mal mit Deiner Chefin reden, das Du die Verantwortung nicht mehr möchtest?

    Ich meine die schicken ihn überallhin und dann ???

    Wobei man damit auch auf die Nase fallen kann, schlimmsten falls den job verlieren, da verstehen die meistens keinen Spaß, wenn ihnen jemand in die Erziehung rein redet, schreib doch alles weiter mit…jeden tag und kümmere Dich nicht um ihm, frag: Berichte? Nein? Gut! Verwarnen und aufschreiben!

  3. Ihr werdet es nicht glauben, aber meine Chefin hat mich doch vor einiger Zeit glatt ernsthaft gefragt, wie das denn ist, wenn er in der Schule eine Arbeit schreibt. Ob er dann während der Arbeitszeit lernen kann, denn anders schafft man das doch gar nicht.

    Bin umgekippt.

    Reden hat bei den beiden wirklich keinen Zweck. Die tun so, als ob ihr Sohn der einzige auf der ganzen Welt ist, der Auszubildener ist. Und wie schwer er es hat, wie der zuhause noch mithilft, abends im Betrieb…. Kann nur leider keiner nachkontrollieren.

    Die reden sich das alles schön, genauso, wie sie sich die katastrophale finanzielle Lage unsers Betriebs schön reden: Allerheiligen wird gut (Allerheiligen war schlecht), dann heißt es: Advent wird gut, Weihnachten usw.

    Das wir aber pemanent einen guten Umsatz brauchen, um aus der Sch… rauszukommen, sehen sie nicht. Mit ein paar Tagen gutem Umsatz reißen wir den Karren nicht raus.

    Man muß halt mal umdenken und das wollen die nicht, weil eventuell auch mal jemand anderes Recht haben könnte und das gibt man nie zu.

    Und Sohnemann wird genauso, ist frech zu meinen Kolleginnen, will denen Vorschriften machen. Dabei ist er das kleinste Licht im Laden!

  4. Hi Gabi!

    Das ist ja echt unglaublich….Also ich bin zwar auch schon mal hin und wieder net da, aber dann bin ich bei meiner Ausbilderin (wir haben mehrere Abteilungen, eine Ausbilderin für die kaufmännischen Azubis und in den Abteilungen selbst, haben wir Betreuer) Berichte abgeben oder sonstwas, oder mache irgendwelche Botengänge mit Rechnungen oder weiß der Deivel was. Oder geh mal was kopieren oder so.

    Aber wenn wir das machen würden, dann hätt ich schon längst ne Abmahnung an der Backe. Wird dürfen allerdings Berichte im Geschäft schreiben (müssen das eh in Word machen) lernen auch hin und wieder, unsere Ausbilderin hat uns auch dazu angehalten zu lernen vor der Zwischenprüfung (genützt hats nix :D)

  5. Also, ich will jetzt mal was sagen, So!

    Ich bin ja auch Tochter vom Chef gewesen, ich find das ganz schön schwer, weil ich nämlich immer mehr Arbeit aufbekommen habe, als alle anderen und DIE TOCHTER kann ja ruhig mal ein bißchen mehr arbeiten, die will den Laden ja mal übernehmen. Unsere Angestellten, waren stets nett zu mir und wir haben uns immer gut verstanden….

    Aber hätte ich mir nur einmal erlaubt mit den MIAs zu motzen o.ä. ich hätte vor versammelter Mannschhaft so einen Rüffel bekommen, das hätte ich nie wieder gemacht. ich musst auch oft andere Dinge machen, Autos zu Tüv bringen etc, Zeitungen zum Kontainer, aber meine Arbeit ist nie liegen geblieben, ich musste dann immer mehr arbeiten.

    Ich könnte kotzen, wenn ich das höre von Deinem Azubi Gabi, finde es so gemein, kümmer Dich doch nicht weiter um ihn, behandelt ihn alle wie Luft, wenn das alle machen, wird er schon merken, das die Schmarotzertour nicht ankommt und überhaupt, was hat der denn schon geleistet, der hilft doch erst seit seiner Ausbildung mit oder??ß

    Ich musste mit 14 schon Briefe tippen und Telefonanrufe beantworten und Grundrisse zeichen (per Hand) das hat mich heute zu dem gemacht was ich bin, was will der SOHNEMANN den mal machen, wenn Mutti ihm nicht den Po abwischt?????

    😳 😳 😮 😮 😮 😮 😮 😮 Da fällt mir gar nichts mehr ein….ausser herzliche Beileid, Gabi!!!!!!!!!!!!!!!!!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert