Hallo,
habe eine ziemlich spezielle Frage, aber da hier im Forum ja auch kompetente Leute unterwegs sind, hoffe ich, daß ihr mir helfen könnt.
Zur Vorgeschichte: habe einen 8-jährigen Einzelwelli im Februar übernommen, da der Partner von meinem Welli gestorben war. Damals litt er schon an teils flüssigem, ständig grünen Kot und Würgen. Der Vogelspezialist hatte zuerst Verdacht auf GLS geäußert, was sich nicht bestätigt hat. Auf Trichonomaden wurde zweimal untersucht, ebenfalls ohne Befund. Streptokokken und Staphylokokken als chronische Infektion wurde diagnostiziert. Er bekam 3 Spritzen mit Doxicyclin. Anschl. noch für 14 Tage ein Medikament täglich in den Schnabel zur Unterstützung der Antibiotika-Therapie und BBB-Pulver übers Futter.
Da die Symptome weiter vorhanden waren, bin ich im Mai zum anderen Vogelspezialisten, Behandlung für 3 Tage mit Metronidazol ins Trinkwasser.
Wiederum keine Besserung, daher letzte Woche die Vogelklinik Giessen aufgesucht. Die Röntgenuntersuchung mit Kontrastmittel hat zum Glück keine Auffälligkeiten gezeigt. Aufgrund des Aussehens des Kotes wurde der Verdacht auf einen Leberschaden geäußert. Habe Amynin fürs Trinkwasser und Jodtropfen bekommen. Gestern habe ich den Laborbefund erhalten. Kann mir jemand sagen, was AST (GOT) 283 U/l (normal 300 -1050) bedeutet und passt das zu den Symptomen grüner flüssiger voluminöser Kot und häufiges Würgen (ohne Körner hochzuwürgen)? Oder können die Beschwerden auch Folgen der Einzelhaltung (Verhaltensstörungen) sein?
Über Antworten würde ich mich sehr freuen. Vielen Dank.
Lore
Hallo Lore!
Bei solche komplizierten Fragen müssen wir auf Meikes kompetende Antwort warten ;), leider kann ich mit Laborbefunden auch nicht viel anfangen.
Wenn ber alles ohne Befund bleibt, würde ich auch auf einen Leberschaden tippen. Nach meiner Erfahrung muss man Amynin sehr lange geben, um Besserung zu erzielen. Ich habe das wirklich mal ein dreiviertel Jahr durchgezogen.
Hallo Ramona,
danke für deine Antwort. Der Kot hat sich , seitdem er das Amynin bekommt, etwas gebessert. Er ist nicht mehr voluminös, allerdings immer noch grün. Hat dein Welli mit Leberschaden auch gewürgt?
MfG
Lore
Hallo Lore!
GOT und GPT sind zwei wichtige Leberwerte, deren Verhältnis Aussage über das Ausmaß einer Leberschädigung geben kann.
Eine Erniedrigung dieses Wertes in dem von Dir beschriebenen Ausmaß würde ich als nicht bedeutenswert einstufen. Schlimmer, wesentlich schlimmer ist eine Erhöhung des Wertes. Wenn sich alle anderen Leberwerte im Normbereich befinden, spricht das in meinen Augen eigentlich gegen einen Leberschaden.
Ich vergaß: gegen Streptokokken ist Doxycyclin eigentlich nicht das richtige AB. Mittel der ersten Wahl ist nach wie vor Penicillin. Vielleicht solltest Du noch mal Kropfabstrich und Kotprobe machen lassen. Mit einer vernünftigen Penicillinbehandlung hast Du vielleicht schon des Rästels Lösung.
Meiner Meinung nach kann dieser voluminöse Kot auch insofern mit Leberproblemen zusammenhängen, als daß eventuell die kleine Leber überlastet war mit zu schnell aufeinanderfolgenden langen Antibiotikatherapien.
Hallo Meike,
danke für deine Erklärungen. Eigentlich sollte ich froh sein, dass die Erniedrigung des Blutwertes nicht schlimm ist, andererseits wäre es schön, endlich mal die Ursache gefunden zu haben. GPT ist auf dem Laborbericht nicht aufgeführt. Die Streptokokken konnten schon beim vorletzten Kropfabstrich im Mai nicht mehr nachgewiesen werden.
Viele Grüße
Lore
Hallo Lore,
ich würde gern nochmal was zu GLS loswerden, ein negativer Befund muß leider nicht heißen, daß der Vogel auch kein GLS hat, denn die Vögel scheiden nicht immer aus, leider.
Eine Korfpentzündung von über 3 Monaten halte ich persönlich für sehr unwahrscheinlich, denn ich kenne eigentlich keinen Vogel, der diese Tortour so lange aushalten würde.
Hallo Manu,
auch dir erstmal vielen Dank.
GLS steht eigentlich nicht mehr zur Diskussion, da der Vogel in der Zwischenzeit an Gewicht zugenommen hat. Er frisst ja auch normal. Was eben nicht normal ist: er beugt den Kopf nach unten auf die rechte Seite und würgt, manchmal nur einige Male, manchmal auch länger (ohne Schleim oder Körner auszuwürgen). Da keine Ursache dafür gefunden wurde, denke ich fast, es handelt sich um eine Verhaltensstörung. Nur seinen merkwürdigen Kot kann ich mir damit nicht erklären. Aber auch sonst ist er kaum aktiv, schläft auch tagsüber häufiger und kommt selten aus dem Käfig.
Jedenfalls ist mittlerweile fast alles untersucht worden, was möglich ist. Mehr möchte ich dem armen Vogel auch nicht zumuten.
VG
Lore
Hallo Lore!
Bei einem Vogel, der so lange alleine war, halte ich es auch für durchaus denkbar, daß es sich um eine Verhaltensstörung handelt. Allerdings beschreibst Du eben das Verhalten und Aussehen eines sichtbar kranken Vogels. Hinzu kommt der Kot. Das läßt mich vermuten, daß da eben doch was ist.
Was mir jetzt noch in den Kopf kommt, ist folgendes:
Möglicherweise bekam er die erste AB-Gabe vor der ersten Erregersuche. Unter Umständen kann, bei bestimmten Erregern durch ein nicht 100%ig wirksames AB der Erreger aus bestimmten Arealen entfernt werden, aber nicht aus allen. Möglich, daß im Magen-Darm-Trakt daher nichts mehr nachweisbar war/ist, aber nach wie vor ein Organbefall mit einem Bakterium/Pilz/Parasiten vorliegt.
Möglicherweise handelt es sich auch um eine virale Erkrankung (reine Spekulation, dafür weiß ich über den Vogel zu wenig). Der Nachweis von viralen Erkrankungen entgeht in der Regel dem Vogelroutinelabor. Danach müßte man gezielt suchen. Das ist kompliziert, zeitaufwendig und teuer; das gehört also absolut nicht zum Standard.
Möglich wäre auch, daß der Vogel eine Stoffwechselerkrankung hat. Da fehlt dann irgendein Enzym oder wird vom Vogelkörper defekt produziert. Ein fehlendes Enzym an der passenden Stelle könnte auch zu grünem Kot führen. Das wäre eine chronische Geschichte, der im Prinzip nicht beizukommen wäre. Allein die Diagnostik wäre vermutlich schon unvertretbar.
Hast Du mal mit den Vorbesitzern gesprochen und die gefragt, ob der Kot schon immer oder schon länger so aussah? Das spräche für einen chronischen Stoffwechselkrankheitsverlauf…
Das ist so das, was mir jetzt noch durch den Kopf schoß… 😉
Hallo Meike,
der Vorbesitzer hat den Welli abgegeben, da der Vogel im Gegensatz zu früher nicht mehr aus dem Käfig gekommen ist und er dieses auf Einsamkeit zurückführte. Bereits beim Abholen des Vogels sah es für mich so aus, dass der Vogel krank war. Der Kot war teilweise so flüssig, wie bei meinem verstorbenen Welli, der an einem Nierentumor litt. Dieser Zustand soll auch schon längere Zeit bestanden haben. Hinzu kam aber, dass der Vogel die letzten Tage nur noch Kolbenhirse (geringe Mengen) gefressen hat. Der Vorbesitzer hatte anderes Futter als sonst gekauft und war der Meinung, der Vogel würde das Futter nicht mögen. Auch das Würgen ohne Anbalzen von Gegenständen, was ich erst später zu Hause bemerkt habe, soll der Vogel schon immer oder schon lange gemacht haben.
Bei der ersten Untersuchung stellte der Arzt fest, dass sowohl die Kropf- als auch die Darmschleimhaut total gereizt oder entzündet war. Das Gewicht war an der unteren Normgrenze. Im Kropfabstrich waren viele Pflanzenfasern vorhanden. Die Erstbehandlung bestand in BBB-Pulver, Alvimun und Apfelessig ins Trinkwasser. Die Antibiotika-Therapie wurde erst eingeleitet, als das Ergebnis des Kropf- und Kloakenabstriches vorlag. Seit dieser Behandlung frisst der Vogel normal (lt. Aussage der Ärztin in Giessen sogar zuviel)
Ich hatte gehofft, dem Welli noch eine schöne Zeit mit einem Partner zu ermöglichen. Leider habe ich das Gefühl, dass es ihm mittlerweile fast
schlechter geht, seitdem er bei mir ist.
Viele Grüße
Lore
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